Geldspielgeräte und die 10 Cent Problematik – Manipulationsprogramme
Es gibt Geldspielautomaten, die schütten Gewinne aus in 20 Centschritten. Da ist es überraschend, wenn die in der BP vorgelegten Auslesestreifen Ausschüttungen von ungeraden 0,10 € Schritten behaupten, also beispielsweise eine Ausschüttung von 7.435,10 Cent oder 9.474,90 Cent usw.
10 Cent Problematik
Nach den Erfahrungen der Steuerfahndung und der Betriebsprüfung spricht der Ausweis von solchen ungeraden 10 Cent -Beträgen für eine Manipulation mittels Adapter oder mittels Manipulationssoftware.
Die Steuerfahndung geht in solchen Fällen im Regelfall davon aus, dass zwischen Auslesegerät und Speichergerät ein Manipulationsmodul geschaltet wurde, bei dem die Umsätze und die Ausschüttungen manipulativ korrigiert wurden.
Dieser Adapter oder diese Manipulationssoftware hat entsprechend der Einstellung im Stellrad um 10 % Schritte in die Umsätze und analog auch die Ausschüttungen korrigiert.
Das Programm ist insoweit richtig, als dass es dann die Prozentsätze so korrigiert, dass nicht ungerade Cent Beträge also etwa 0,17 € oder 0,47 € ausgeschüttet werden, sondern dies auf glatte 10 Cent Beträge rundet. Allerdings hat die Manipulationssoftware nicht im Blick gehabt, dass bestimmte Geräte nicht in 10 Centschritten die Ausschüttung vornehmen, sondern etwa nur in 20 Centschritten.
Also hätte die Manipulation-Software dies implementieren müssen und dann auf den nächsten glatten 0,20 €-Beträge auf oder abrunden müssen.
Da das Manipulationsprogramm dies aber nicht berücksichtigte, sind angebliche Ausschüttungen in Höhe von ungeraden 0,10 €-Beträgen technisch gar nicht machbar, sodass sich damit die Manipulation selbst überführt.
Der Adapter, der zwischen Geldspielgeräte und Auslesegerät geschaltet ist, bewirkt je nach Einstellung die entsprechenden Manipulationen. Die Original Auflösung im Spielgerät wird vom Adapter allerdings nicht beeinflusst. Deswegen erhofft sich die Steuerfahndung in solchen Fällen durch einen Durchsuchungsbeschluss die richtigen Daten noch auslesen zu können. Diese hofft sie also entweder auf dem Gerät oder einer Festplatte zu finden.
Es besteht damit der Verdacht, dass die Umsätze bzw. Einnahmen aus dem Betrieb der Geldspielgeräte in solchen Fällen manipuliert wurden und dadurch Steuern in noch zu bestimmender Höhe verkürzt wurden.
Allein aus dem Auftauchen der 0,10 € Beträge lässt sich allerdings nicht hochrechnen, um wie viel Prozent der Umsätze und die Ausschüttungen manipuliert wurden.
Entlarvung durch Vernetzung mit Hersteller
Bei den Geldspielgeräten gibt es auch die Möglichkeit, dass diese mit einem Server des Herstellers verbunden sind. So gibt es Vernetzungen beispielsweise mit dem Hersteller der Firma Bally Wulf Games & Entertainment GmbH bzw der Bally Wulff Net Pro GmbH. Wird eine solche Vernetzung gefunden, besteht seitens der Steuerfahndung regelmäßig der Verdacht, dass hier Daten auf dem Server der Firma Bally Wulf gespeichert sind oder sich dort jedenfalls weitere Hinweise auf die richtigen Umsätze ergeben könnten.
Folglich wird in solchen Verfahren ein Durchsuchungsbeschluss Antrag nach Paragraf 103 StPO gegen die Firma Bally Wulff beantragt, um eventuell dort gespeicherte Daten sicherzustellen. Gesucht wird regelmäßig nach Accounting Dateien, Login Dateien, Backups, Snapshots, Datenlöschungen, Backupdateien usw.
Manipulationsmöglichkeiten durch handelsübliche Editoren, Graphikprogramme etc.
Auslesestreifen lassen sich aber durch eine Vielzahl von handelsüblichen Editoren wie Notepad, Wordpad oder auch Datacont verändern. Dabei wird die Ursprungsdatei geöffnet und dann können die einzelnen Beträge beliebig überschrieben werden. Aufgrund der Komplexität des Auslesestreifens müssen allerdings eine Vielzahl von Beträgen dann angepasst werden, damit die Veränderungen unauffällig sind. Gibt man sich hier keine Mühe oder kennt man sich nicht aus und reduziert nur einige wenige Zeilen, ist in sich der Auslesestreifen nicht mehr plausibel.
Es gibt in das aber Programme, die je nach Einstellung dann automatisch alle Parameter sachgerecht anpassen, sodass nach der Reduktion die Bezugsgrößen wieder passen. Bei älteren Programmen können allerdings bei solchen Reduktionen immer wieder Fehler auftreten. Insbesondere werden diese Fehler durch Hersteller spezifische Angaben auf den Auslesestreifen erzeugt. Da die Auslesestreifen Hersteller spezifische Angaben auch hinsichtlich ihrer Statistikwerte enthalten, ist eine händische schlüssige Manipulation der Dateien schwierig bis kaum möglich.
herumliegende Sticks und Thalismännchen am Schlüsselbund
Längst ist den Fahndern auch klar, dass interessante Informationen auch auf lose herumliegenden Sticks enthalten sein könnten. Die Ausrede, dass der leer ist oder defekt, hält normalerweise Fahnder nicht ab, den Stick mit einzusammeln und in Ruhe durch die IT-Fachleute prüfen zu lassen. Und natürlich ist neben dem Handy und dem iPad und dem Laptop jedes elektronische Information-und Speichermedium von Interesse. Längst wissen die Fahnder, dass auf allen elektronischen Medien Backups oder verräterische Kopien über die echten Umsätze gespeichert sein könnten. Meist ist es der Kommissar Zufall, der hier hilft: da ist mal eine Kopie irgendwohin gespeichert worden, keiner denkt mehr dran und schwupps findet diese die Steuerfahndung. Auch das Thalismännchen am Schlüsselbund erweckt immer häufiger das Interesse der Fahnder: lustige kleine Figürchen sind nämlich nicht immer nur ein Talisman oder ein einfacher Schlüsselanhänger, sondern manchmal auch ein getarnter Stick. Sich also solche Anhänger einmal etwas genauer anzuschauen, hat schon manchem Fahnder einen großen Fahndungserfolg erbracht.
Fehlerhafte, einfache Manipulationsporgramme
Einfache, schlechte Manipulationsprogramme entlarven sich selbst, indem sie solche herstellerspezifischen Statistikangaben nicht berücksichtigen und einfach nur einzelne oder wenige Zeilen verändern, sodass bei genaueren Verprobungen dieser so manipulierten Auslesestreifen natürlich auffallen, weil die Zahlen nicht zueinander passen.
So wird aufgrund einfacher Manipulationen der Einwurf beispielsweise reduziert unter Auswurf ebenfalls.
Dabei kann schon die 0,10 € Problematik auftauchen. Im Statistikteil wird aber der Einwurf noch einmal genauer dargestellt und nach Geldscheinen und Geldmünzen sortiert die Anzahl der eingeworfenen Geldscheine und Geldmünzen dargestellt. Wenn der dortige Einwurf nicht angepasst ist, ist dort entweder dann der richtige Einwurf enthalten oder aber die einzelnen Mengen der einzelnen Scheine und Geldstücke ist nicht angepasst, sodass nur die dortige Summe der einzelnen Scheine und Münzen angepasst ist, bei einem nachrechnen sich aber entlarvt, dass viel mehr Geld eingeworfen wurde.
Natürlich verrechnet sich der Automat nicht, sondern solche handwerklichen Fehler zeigen einfach nur, dass bestimmte Zeilen verändert wurden aber insgesamt die eingegebenen Manipulationen sich entlarven. Genauso ist das auch beim Auswurf: Statistik Teil wird der Auswurf ebenfalls noch einmal dargestellt, in dem die Anzahl zum Beispiel der 2 € Münzen unter 20 Centstück, die ausgeworfen wurden, aufgelistet werden und die Gesamtsumme dargestellt wird.
Ist der Auswurf hier im Statistikteil aber größer als auf dem Ausleseteil, ist klar, dass hier eine Manipulation vorliegt. In solchen Fällen kann man dann auch zurückrechnen, um wie viel deinige die Manipulation vorgenommen wurde. Sind also die Auszahlungen (Hopper-Auszahlungen) im Statistik-Teil 40 % höher und auch die Einnahmen 40 % höher, ist offenbar über das Manipulationsprogramm um 40 % Umsatz und Ausschüttung reduziert worden aber wegen der Mangelhaftigkeit des Programms der Statistik Teil nicht analog mit korrigiert worden. Solche billigen Manipulationsprogramme gehen eben nur davon aus, dass der Auslesestreifen aufgehoben wird bzw. gefunden wird, nicht aber der gesamte Statistik- Teil.
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